Frequently Asked Questions (FAQ)

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1. Allgemeines (Fragen 001 – 010)

2. Allgemeine Grundlagen der Freimaurerei (011 – 018)

3. Ethik und Weltanschauung (019 – 031)

4. Religion und Glauben (032 – 042)

5. Ritual, Symbole (043 – 057)

6. Staat, Parteien, Politik (058 – 062)

7. Organisation (063 – 068)

8. Vereinsgrundlagen (069 – 086)

9. Geschichte (087 – 091)

10. Aktuelles und Zukunft (092 – 100)

092 Woran kann man Freimaurer erkennen?

  • Die freimaurerischen Grundsätze fordern, dass Freimaurer eine nach allen Richtungen offene Denkweise haben, die über die Grenzsteine der Nationalität hinwegschreitet und den verschiedenen Ausprägungen des Glaubens keine Schranken setzt.

  • Freimaurer bemühen sich, ehrlich, aufrichtig, menschenfreundlich zu sein. Sie streben nach einem natürlichen, rechtschaffenen Lebenswandel.

  • Gegenüber den Menschen, mit denen sie zusammenkommen, sind sie verlässlich und wahrhaftig.

  • Bei aller Lebensfreude und Hoffnung, die sie verbreiten wollen, sind sie geprägt von ernsthafter Suche nach Selbsterkenntnis.

  • Unabhängig von den Beeinflussungen der Medien, der Parteien und dem Zeitgeschmack, bilden sie sich selbst ihre Meinung. Sie vertreten ihre Überzeugung und folgen in Zweifelsfällen ihrem Gewissen.

  • Freimaurer übernehmen auch im täglichen Leben Verantwortung.

  • Freimaurer wollen durch ihr Handeln versuchen, ihr persönliches Umfeld und (soweit es ihnen möglich ist) die ganze Welt menschlicher zu gestalten, die sozialen Mängel durch eigenes Engagement zu mildern und für die Menschenwürde überall dort einzutreten, wo sie missachtet wird.

 

093 Ist die Freimaurerei für jüngere Menschen interessant?

Die Freimaurerei sollte gerade für jüngere Menschen besonders anziehend sein, weil diese (genau wie die Freimaurer) nach Lösungen für die Probleme des Lebens suchen,

  • um machthungrige Manager zu stoppen,

  • um korrupte Politiker nicht wieder zu wählen und durch aufrichtige Menschen zu ersetzen,

  • um die Lebensprobleme nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern in die Tiefe der Fragen zu gehen.

  • um eine positive Zukunftsvision zu entwickeln.

  • weil sie daran glauben, dass die Welt mehr ist als die Summe von „Schumis“ Siegen.

  • weil das Gefühl für Zeitlosigkeit eine Alternative zur Hektik des Alltags sein kann.

  • weil Hoffnung, Mut und Furchtlosigkeit gute Voraussetzungen für die Zukunft sind.

 

094 An welchen Projekten arbeiten die Freimaurer?

Da der Freimaurer häufig von der Arbeit spricht, ist die Frage verständlich, an welchen Projekten er denn eigentlich arbeitet. Die alles umfassende Antwort lautet: Er arbeitet „am rauhen Stein“. Oder besser: an „seinem“ rauhen Stein. Das bedeutet, dass er sich ständig bemüht, seine eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Wer sich ehrlich analysiert, wird immer wieder Schwächen bei sich entdecken, die er ablegen kann. Oder er bemerkt Lücken, die er noch ausfüllen muss. Wenn jemand feststellt, er ist bereits ein idealer Mensch, braucht er die Freimaurerei nicht – und wir lassen ihn bei dieser anmaßenden Einbildung.

Wer selbst schon gefestigt genug ist, kann den nächsten Schritt wagen: Einiges von dem, was er begriffen hat, an andere weiter zu geben. Denn das Leben besteht aus Nehmen und Geben. In der ersten Periode seines Maurerdaseins hat er vor allem (auf-)genommen. Es sollte aber einmal die Zeit kommen, wo er selbst anderen etwas geben kann.

dass darüber hinaus weitere kleine Projekte auftauchen, lehrt uns das Leben. So sei nur erwähnt, dass der „Armenpfleger“ die Auswahl geeigneter karitativer Projekte treffen muss, die er der Loge zur Durchführung vorschlagen soll. Bei der Ausführung helfen oft auch weitere Brüder mit, die das Projekt begleiten. So etwas ist ebenfalls wieder die „Arbeit am rauhen Stein“.

 

095 Werden Frau und Familie von der Loge nicht berührt?

Um jede Spannung zu vermeiden, erfolgt die Aufnahme eines Bruders niemals ohne die Zustimmung seiner Lebenspartnerin.

Die Lebensgefährtin des Bruders, Schwester genannt, wird schon bei der Aufnahme des neuen Bruders geehrt. Für sie werden bereits bei der Initiation ein Paar weiße Handschuhe übergeben, die sie bei feierlichen Veranstaltungen tragen soll.

Bei jeder Tafelloge wird ein Trinkspruch auf die Schwestern ausgebracht. Sie sind natürlich beim Rosenfest, beim Erntedankfest, bei der Vorweihnachtsfeier, beim Freimaurerball dabei. Die Schwestern sind zu allen öffentlichen Vorträgen eingeladen, die in der Loge gehalten werden. Sie machen die Logenwanderungen mit und natürlich die Logenreisen.

Oft bilden sich in den Logen Frauenzirkel, bei denen sich interessierte Schwestern zu Vorträgen oder nur zum Gedankenaustausch treffen.

Dass sich darüber hinaus viele private Kontakte aufschließen, sei nur nebenbei erwähnt. Auch die Familien lernen sich näher kennen, denn bei einer Logenwanderung oder dem Erntedankfest sind natürlich auch Kinder dabei.

 

096 Ist die Freimaurerei eine Volkshochschule?

Bei den zahlreichen Vorträgen, die in der Loge gehalten werden, drängt sich die Frage auf, ob damit etwa der Volkshochschule Konkurrenz gemacht werden soll. Das ist aber keineswegs beabsichtigt. Eine Loge hat kein fest thematisiertes Vortragsprogramm, sondern versucht, aus den verschiedensten Gebieten etwas anzubieten, wobei eindeutig die freimaurerischen Bezüge den Vorrang haben. Dabei müssen natürlich die entsprechenden Vortragenden zur Verfügung stehen. Zunächst aktiviert man dabei die Logenbrüder. Dadurch ergibt sich schon eine Vielfalt von Themen. Aber es werden selbstverständlich auch Vortragende eingeladen, die aus vielen Bereichen kommen können. Auch persönliche Kontakte bergen weitere Möglichkeiten. Und die musikalischen Qualitäten der Brüder haben schon manchen Musikabend zustande gebracht. Die Vielfältigkeit der Themen ist das Wesentliche daran. Denn wir streben über alle aktuellen Themen einen breiten Informationsstand an, der Grundlage unserer Meinungsbildung werden soll. Dies kann man auch als geistiges Forum verstehen. Die Loge setzt sich mit den Fragen unserer Zeit auseinander, und stellt sich damit als geistige und ethische Plattform dar.

 

097 Wie steht die Freimaurerei zur Homosexualität?

Die Freimaurerei fragt ihre Interessenten nicht nach ihrer parteipolitischen Gesinnung, auch nicht nach der Kirchenzugehörigkeit, aber ebensowenig nach ihren sexuellen Anlagen und Vorlieben. Dies alles gehört in die private Intimsphäre des einzelnen. Dies sind persönliche Einstellungen, die für die Aufnahme in den Bund keine Diskussionspunkte sind.

Mit der wachsenden rechtlichen Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaf­ten beginnt erst die Diskussion, die Homosexuellen in ein Wertesystem einzuordnen. Die Brüder können in der Homosexualität eine besondere Ausprägung der Persönlichkeit sehen, die sie nicht daran hindert, diesen Brüdern die gleiche Achtung und brüderliche Zuneigung entgegenzubringen wie allen anderen auch. Sowenig es aber einem Bruder gestattet ist, in der Loge für eine Partei oder Kirche zu werben, so wenig würde es die Bruderschaft tolerieren, wenn sexuelle Vorlieben eines Bruders in die Loge getragen würden. Wir sollten bekanntgewordene Tatsachen zur Kenntnis nehmen und uns dann unseren eigentlichen freimaurerischen Aufgaben zuwenden.

 

098 Kann ich meine Persönlichkeitsentwicklung ohne Freimaurerei erreichen?

Die Freimaurerei ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit besser auszubilden. Es gibt zahlreiche andere Methoden und Möglichkeiten. Aber wer kommt überhaupt auf den Gedanken, dass man die eigene Persönlichkeit noch vervollkommnen kann? Die Freimaurerei ist eine der wenigen Institutionen, die einen Menschen nicht schon für vollkommen hält, sondern sagt: Die Persönlichkeit kann stets verbessert, das Leben besser und intensiver gestaltet, die Einsicht in den Sinn unseres Daseins überhaupt erst eröffnet werden.

Die Freimaurerei behauptet nicht, den „Stein der Weisen“ oder das „Lebenselixier“ gefunden zu haben, das die Umwandlung zu einem idealen Menschen bewirkt. Sie hat lediglich eine bestimmte Methode (siehe 043), die sie ihren Brüdern zu vermitteln sucht. Hier geht es auch nicht um eine plötzliche Wandlung, sondern um ein allmähliches Herantasten. Das ideale Ziel ist:

der ausgeglichene, heitere, freundliche, tolerante, hilfsbereite, verständnisvolle, gütige, geduldige, beständige, geradlinige, zuverlässige, vertrauensvolle, liebende, harmonische Mensch.

Dieses Anliegen wird stets im Auge behalten, aber niemals ganz erreicht. Sich auf diesen Weg zu begeben, ist ein schweres Unterfangen. Der nicht leicht zu überwin­dende Widerspruch zwischen Wollen und Tun führt zu Enttäuschungen, die jedoch im brüderlichen Miteinander ausgeräumt werden können. Der Freimaurer ist niemals allein. Er hat immer eine Gruppe, die zu ihm hält und ihn auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung weiterzubringen versucht. Ob das auch andere Institutionen ebensogut wie eine Loge verstehen?

 

099 Ziele der Freimaurerei im 21. Jahrhundert

Wohl bewusst, dass die Freimaurerei kein festgelegtes „Programm“ hat und dass ein einzelner Bruder nicht für die Freimaurerei sprechen kann, möchte ich aus meiner persönlichen Sicht doch ein paar Ziele aufzeigen. Unsere Gesellschaft braucht besonders Freimaurer, um solche Ziele durchzusetzen.

1. Der Freimaurerbund erstrebt Geistesfreiheit, Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit. Er verwirft jeden Zwang, der diese Freiheiten bedroht. Die Freimaurer achten jedes aufrichtige Bekenntnis und jede ehrliche Überzeugung und verwerfen jede Verfolgung Andersdenkender.

2. Politiker heißen im allgemeinen vor allem das gut, was in ihre Parteilinie passt. Es geht oft nicht darum, was sinnvoll und nötig wäre. Wenn der politische Gegner einen Vorschlag macht, wird er oft nur aus Opposition abgelehnt. Gerade im öffentlichen Leben fordern die Freimaurer Ehrlichkeit der Überzeugung.

3. Die Freimaurer setzen sich dafür ein, dass die Würde jedes Menschen erhalten bleibt. Und selbst den Gefangenen in irgendeinem abgelegenen Teil unserer Erde darf die Menschenwürde nicht genommen werden. dass sich hieran ganze Machtblöcke nicht halten, darf uns nicht hindern, auf Missstände hinzuweisen.

4. Die Freimaurer würden es begrüßen, wenn Freundschaft und Bruderliebe, wie sie in jeder Loge vorherrschen sollen, sich weit darüber hinaus ausbreiten. Nicht nur im brüderlichen Kreis sollten wir zu einer Weltbruderkette kommen, sondern jeder Maurer sollte im familiären, beruflichen und freizeitlichen Bereich die Brüderlichkeit durch sein Vorbild praktizieren.

5. Die Freimaurer sehen in der gegenwärtigen Zeit oftmals eine Überbetonung der intellektuellen Verhaltensweisen. Viele Probleme will man nur verstandesmäßig lösen. Meist ist aber der ganze Mensch gefragt, zu dem unabdingbar auch Herz und Gemüt gehören. Diese Innenwelt ist bei manchen schon in den Hintergrund gedrängt, wird aber durch die freimaurerische Tempelarbeit aufgeschlossen.

6. Jeder Freimaurer-Bruder sollte sich aktiv am beruflichen, gesellschaftlichen und öffentlichen Leben beteiligen, um in seinem gesamten Umfeld das freimaurerische Gedankengut in das lebendige Leben umsetzen zu helfen.

7. Die Freimaurerei versucht mitzuhelfen, dass jeder Bruder ein ausgeglichener Mensch und die Welt ein wenig menschlicher wird.

 

100 Hat die Freimaurerei Zukunft?

Nein!

  • wenn es nicht gelingt zu verdeutlichen, dass jede Zukunftsgestaltung mit einem Blick in die Vergangenheit beginnen muss. Wer seine Vergangenheit leugnet, ver­nichtet seine zukünftige Existenz.

  • wenn der Umgang mit Ritualen nur als „billiges Schauspiel“ verstanden wird und die Symbole nur als flache Fernsehspots gesehen werden.

  • wenn die innere Ruhe der Tempelarbeit (man könnte sie vielleicht als Meditieren bezeichnen) nicht mehr als Kraftquelle für die nächste Zeit dient.

  • wenn der Anschluss der jüngeren Generation an die ältere nicht mehr gelingt. Haben sich Jung und Alt wirklich nichts mehr zu sagen?

 

Vielleicht!

  • wenn die Begeisterung der Brüder nicht als Missionieren fehl interpretiert wird.

  • wenn die Ziele der Freimaurerei als zeitlos und als ethisch erforderliches Grund­gerüst jeder Gesellschaft verstanden werden.

  • wenn die Geheimnisse der Freimaurerei eher als individueller Rückzugsraum genutzt werden und darin nicht eine Bedrohung der Gesellschaft gesehen wird.

 

Ja!

  • wenn wir Menschen finden, die ihr persönliches Umfeld aktiv menschlicher gestalten wollen und dafür als ersten Schritt akzeptieren, deswegen zuerst an sich selbst zu arbeiten.

  • wenn wir Menschen finden, die ihre Toleranz kritisch hinterfragen, die aber trotzdem bereit sind, sie immer wieder anzuwenden.

  • wenn wir Menschen finden, die noch selbst denken wollen, die andere Menschen trotz ihrer Fehler lieben, die trotz widriger Umstände aktiv zugunsten der Gemeinschaft handeln.

Dann gehen wir froh in die Zukunft!

 

FAQ-Übersicht

Copyright bei Reinhold Dosch, Berlin, 2004

 

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